Petromax Atago: Der Praxis-Test

Als begeisterter Dutch Oven Enthusiast hatte ich auf den Petromax Atago schon lange ein Auge geworfen. Zurückgeschreckt hatte mich bislang nur der auf den ersten Blick hohe Preis. Im Internet kann man den Petromax Atago für etwa 200 Euro kaufen*. Nun stand jedoch ein Camping-Urlaub mit den Kindern ins Haus. Da wir in den Dünen auf dem Darß (bei Prerow) zelten wollten, stellte sich die Frage nach einer geeigneten Hitzequelle für den Dutch Oven. Schließlich ist offenes Feuer dort verboten. Auf provisorische „Bastel-Lösungen“, umfunktionierte Grills und andere „Sauerereien“ hatte ich keine Lust. Ich wünschte mir eine komfortable Lösung. Schließlich ist das Zelten selbst ja schon Abenteuer genug. Gerade mit kleinen Kindern. Also habe ich mir einen Petromax Atago besorgt. Hier ist mein Test-Bericht:

Der erste Eindruck … und der Dutch Oven passt!

Schon beim Auspacken war ich von der Ingenieurskunst begeistert. Wer immer den Atago erfunden hat, er hat sich verdammt viele Gedanken gemacht. Ein kreativer Mensch.

Der Petromax Atago kommt in eingefahrenem Zustand in einem relativ flachen Paket daher. Der „Zusammenbau“ ist schnell erledigt. Eigentlich muss nur der Griff eingehängt werden. Im Anschluss einmal kräftig nach oben ziehen und zack, steht der einsatzbereite Atago vor einem. Er sieht fantastisch aus. Der Atago vereint verschiedene Funktionen in einem Gerät. Seine Hauptaufgabe dürfte darin liegen, Dutch Oven aufzunehmen und zu befeuern. Hierzu sollte man auf einen passenden Dutch Oven achten. Nimmt man einen empfohlenen Topf von Petromax, passt die Größe. Ich hatte einen 6er Dutch Oven von Qvist im Einsatz, der funktioniert ebenso tadellos. Zu kleine oder zu große Dutch Oven werden durchrutschen oder gar nicht erst hineinwollen. Also Obacht. Eine weitere Funktion stellt das Grillen dar. Dem Petromax Atago liegt ein runder Grillrost bei, welches oben aufgelegt werden kann.

Die dritte Funktion stellt die Nutzung als Feuerschale dar. Hierzu wird das innere des Petromax Atago mit Holz befüllt. Selbstverständlich kann man noch weitere Dinge damit anstellen, Pfannen, Woks oder sonstige Töpfe und Kannen darauf stellen. Ein kleines Manko ist mir beim Auspacken aufgefallen: Der Petromax Atago hat äußerst scharfkantige Füsse. Packt man ihn – wie ich – zu Hause auf dem Laminat aus, hat man sehr schnell Kratzer im Boden. Ich könnte mir vorstellen, dass es auch draußen empfindliche Böden geben kann, die hier besonders geschützt werden müssten (teure Terrassen-Böden beispielsweise). Hier könnte Petromax noch nachbessern.

Die Füße sind recht scharfkantig

Der Atago: Ein Wunderwerk der Technik!

Nun ging es also in den Urlaub. Petromax Atago und Dutch Oven waren dabei, genauso wie das nötige Zubehör: Deckelheber, Feuerhandschuhe, Grillkohle und Anzünder. Der Test konnte starten.

Am ersten Abend war keine große Motivation mehr vorhanden, den Dutch Oven auszupacken. Der Zeltaufbau war anstrengend genug, die hungrigen Mäuler wurden mit schlichten Grill-Würsten besänftigt. Diese Aufgabe meisterte der Atago ohne Schwierigkeiten.

Die Füße bohrten sich in den Sand…
… mit etwas Pappe war das Problem gelöst!

Drei Dinge sind mir dabei aufgefallen: Zum einen scheint es im Atago einen Kaminzug-Effekt zu geben. Durch die vielen Löcher strömt scheinbar Luft ins Innere, die dem Kessel perfekt einheizt. Die Kohlen waren sehr zügig durchgeglüht und einsatzbereit. Das finde ich super.

Des Weiteren entwickelt sich eine ungeheure Hitze. Offensichtlich zentriert sich die Hitze durch die umschlossene Bauweise und den vergleichsweise kleinen Kessel und wirkt umso stärker. Auch diesen Umstand finde ich super, weil er Kohle-Briketts spart.

In Rekordgeschwindigkeit war der Atago bereit.

Einzig: Man muss darum wissen. Hier ist etwas Eingewöhnung erforderlich, ich habe zu Beginn dazu geneigt, zu viele Kohlen zu nehmen. Man sieht dies auch an den ganz leicht angebrannten Würsten. Und schließlich ist mir aufgefallen, dass die zur Verfügung stehende Grillfläche relativ klein ist. Diese Aspekte bewerte ich neutral. Mit dem Atago kann man AUCH grillen. Seine Kernaufgabe ist dies jedoch nicht. Schließlich soll er in erster Linie einen Dutch Oven beheimaten. Ich freue mich also, dass man immerhin grillen kann, die relativ kleine Fläche kann ich dafür gerne in Kauf nehmen. Fazit: Grill-Test bestanden.

Ruckzuck sind die Würstchen fertig gegrillt.

Am zweiten Tag ging es dann endlich richtig los. Das erste Rezept wurde im Dutch Oven zubereitet. Bei dem Rezept handelte sich um einen Kartoffel-Würstchen-Topf. Die Kinder halfen fleißig beim Schnibbeln und Zubereiten des Gerichts.

Das Rezept hatten sie vorher selbst ausgesucht, so war sichergestellt, dass sie es später mögen würden. Was dann folgte, war eine wahre Freude: Der Dutch Oven passt perfekt hinein, der Petromax Atago gab einen sicheren Halt. Nichts wackelte, kippelte oder drohte in den Sand zu stürzen. Hier hatte ich bereits berücksichtigt, dass es recht wenig Kohle braucht.

Was mir geradezu entgegenschlug: Der Petromax Atago ist einfach nur GENIAL. Dieses Gerät würde ich ab sofort auch zu Hause nutzen, wenn ich den Dutch Oven hervorhole. Alles wirkt so stimmig. Fast klinisch sauber bringt man die Kohlen auf Temperatur. Keine umherfliegende Asche, keine unkontrolliert lodernde Feuerstelle, kein kompliziertes Aufräumen im Anschluss.

Den Atago konnte ich nach dem Kochen einfach zur Seite stellen und die (wenige) verbliebene Asche am nächsten Tag auskippen und entsorgen. Fertig! Fazit: Petromax Atago und Dutch Oven? Das perfekte Gespann!

Das schmeckte allen…

So ging es dann auch an den folgenden Tagen weiter. Wir haben noch viele weitere Rezepte ausprobiert.

Dabei war auch das Lieblings-Rezept der Kinder, Kaiserschmarrn aus dem Dutch Oven. Eine kleine Anekdote hierzu: Kurz nachdem die Zutaten im Topf waren, kam unerwartet ein überaus heftiger Regenschauer. Nachdem ich noch einige Minuten wacker ein Surfbrett über den Dutch Oven gehalten hatte, um die Glut zu schützen, musste ich irgendwann dann doch aufgeben und mich ins Zelt flüchten. So saßen wir alle noch 20 Minuten zusammen, in der Hoffnung das irgendetwas Essbares übrig bleiben würde nach dem Regen. Als der Schauer vorbei war, bot sich folgendes Bild: Der Deckel des Dutch Oven war voller Wasser. Hier glühte nichts mehr. Als ich den Deckel öffnete, war ich jedoch platt: Der Kaiserschmarrn war perfekt gelungen. Die Kohle unter dem Topf blieb geschützt und reichte aus, um das Gericht zum Ende zu bringen. Unglaublich. Bauartbedingt war selbst das möglich. Der Regen hatte den Kohlen im Kessel kaum zugesetzt. Verständlicherweise habe ich dazu kein Foto, auch wenn ich mich gerne noch einmal Surfbrett-haltend im Sturzregen sehen würde…

Der Dutch Oven – gerade in Verbindung mit dem Petromax Atago – war übrigens DER Hingucker auf dem Zeltplatz. Die ganzen Camping-Kocher und Kugelgrills sahen dagegen fast schon bemitleidenswert aus. Der Wert eines Dutch Oven wurde mir nie so deutlich vor Augen geführt. Mit einem Dutch Oven bekommt an eine Familie spielend leicht satt. Es ist eine Freude. Wenn ich dagegen das schwache Gesäusel eines Camping-Kochers vorstelle, der sich müht etwas Wasser zu kochen, um darin die ewig gleichen Nudeln zuzubereiten… Mit dem Dutch Oven hat man alle Möglichkeiten. Von der Lagerfeuer-Romantik ganz zu schweigen. Ich werde nie mehr ohne losziehen. Dass dabei der Atago mitkommen wird, versteht sich von selbst.

Die Reinigung des Atago gelingt ohne Probleme. Zunächst hatte ich Bedenken, dass der Sand die Mechanik außer Gefecht setzen könnte. Das war aber nicht der Fall. Der Einklapp-Mechanismus funktionierte jederzeit.

So kann er erst einmal mit nach Hause. Dort geht es unter die Dusche…

Zu Hause habe ich den Atago dann noch einmal mit einem Gartenschlauch kräftig durchgespült. Vom Camping-Urlaub sind kaum Spuren übrig geblieben.

Zu Hause habe ich dann auch noch den Test der Feuerschalen-Funktion nachgeholt. Dies war in den Dünen ja, wie zuvor erwähnt, verboten.

Auch hierzu kann man nur sagen: klappt! Wer bereits eine „echte“ Feuerschale hat, dem wird diese Feuerschalen-Funktion etwas klein geraten vorkommen, so wie es auch beim Grillen und der Rostgröße ist. Aber es funktioniert und als Option für ein Feuer bei Outdoor-Aktivitäten ist das ein wirklich gut nutzbarer Mehrwert.

Was mir sehr gut gefallen hat: Meine große Feuerschale ist etwas schwieriger in der Handhabung. Wenn ich diese abends zurücklasse und ein Regenschauer zieht hinüber habe ich am nächsten Morgen eine eklige Wasser-Kohlen-Asche-Brühe zu entsorgen. Viel davon. Der Petromax Atago ist auch hier handlicher. Das, was hier übrig bleibt, kann man bequem wegtragen, der komfortable Griff macht es möglich. Dann kann man den Atago einfach auskippen, viel Wasser passt ohnehin nicht rein. So betrachtet macht die Feuerschalen-Funktion auch zu Hause sehr viel Spaß!

Test-Fazit: Viel Pro, wenig Contra

Der Petromax Atago* ist genial! Seine größte Stärke spielt er in Verbindung mit einem Dutch Oven aus. Hier hat er mich wirklich begeistert! Die Grill- und die Feuerschalenfunktion betrachte ich persönlich eher als Bonus. Dennoch freue ich mich auch darüber sehr! Kritik kann ich kaum benennen. Um die scharfkantigen Füße muss man nur wissen. Das Einzige, was nun noch aussteht, ist ein Langzeit-Test. Ich habe dem Atago in dieser Saison wirklich ordentlich eingeheizt und ihn nicht geschont. Man erkennt im Boden-Inneren des Kessels leichte Veränderungen. Die Oberfläche ist aufgeraut und hat sich etwas angehoben. Das Blech hier ist relativ dünn. Ob diese Beobachtung lediglich eine Folge meines „Power-Using“ ist oder eine normale Begleiterscheinung vermag ich nicht zu beurteilen. Bislang hält alles und ich bin guter Dinge, dass dies auch so bleibt. Andernfalls berichte ich nach. Mein Fazit: Trotz des relativ hohen Kauf-Preises kann ich den Petromax Atago nur empfehlen. Ich würde ihn mir wieder zulegen!

Ich gebe dem Petromax Atago 5 von 5 Feuer-Sternen:

5/5